Andre Schmidt – Bildflächen als sedimentierte Wahrnehmung
Zur ersten Schaffensphase 2005–2010
Die Malerei von Andre Schmidt ist nicht als expressive Entladung zu verstehen, sondern als ein disziplinierter, ethisch motivierter Formprozess. Zwischen 2005 und 2010 entstand unter dieser Prämisse ein in sich geschlossener Werkkomplex von exakt fünfzig Gemälden, der retrospektiv als erste Schaffensphase bezeichnet werden kann. Die Arbeiten wurden 2011 in einem begleitenden Bilband dokumentiert – nicht zur Kompilation, sondern zur Sichtbarmachung eines inneren Spannungsbogens, der sich durch alle Bildentscheidungen dieser Jahre zieht.
Auswahl aus dem Werkverzeichnis












Die Leinwand fungiert in diesen Arbeiten nicht als Ort der Narration, sondern als Speicher für visuelle Konzentration. Zentral sind Kompositionen, die auf Achsen, Lichtlagen und atmosphärische Tiefenwirkung hin ausgelegt sind – keine symbolische Aufladung, keine demonstrative Geste. Die Malerei verfolgt nicht das Sichtbare, sondern das Erspürte: Farbzonen, Übergänge, vegetative Bewegungsrichtungen. Was sichtbar wird, ist das Resultat einer sedimentierten Wahrnehmung – gespeist aus Beobachtung, Erinnerung, Resonanz.
Formal zeichnet sich diese Phase durch eine bewusste Begrenzung der Mittel aus: Ein einziger Pinsel, ein Satz aus drei Grundfarben sowie Schwarz und Weiß bilden das chromatische Vokabular. Diese Reduktion ist keine technische Spielerei, sondern Ausdruck einer Haltung – einer Entscheidung gegen Überformung, gegen Illustration, gegen visuelle Überproduktion. Was zählt, ist das Bild als Konsequenz, nicht als Inszenierung.
Die Gemälde dieser Jahre entstammen keiner Atelierproduktion im klassischen Sinn. Sie sind das Ergebnis eines bewegten Sehens – viele Motive entstanden im Kopf während Radfahrten durch Landschaften, durch Waldsäume, urbane Ränder. Die spätere Umsetzung auf Leinwand bedeutet nicht Übertragung, sondern Transformation: Die Bilder erscheinen nicht als Abbild, sondern als Destillat.
Was diese Malerei charakterisiert, ist ihre ethische Disziplin: Die Weigerung, sich modischen Erzählungen zu unterwerfen, ihre Nähe zur Kontemplation, ihr Insistieren auf Form als Haltung. Jedes Bild verweigert die bloße Repräsentation zugunsten einer Bildpraxis, die auf Konzentration, Resonanz und Stille zielt.
In ihrer Gesamtheit bilden die fünfzig Gemälde der Jahre 2005 bis 2010 keinen Zyklus, sondern eine Haltung – bildgewordene Widerständigkeit gegen expressive Vereinnahmung, gegen ikonografische Strategien, gegen den Imperativ des Stils. Sie markieren den Ursprung eines Werkes, das seine künstlerische Autonomie aus ethischer Konsequenz gewinnt.